Wann lohnt sich die private Pflegeversicherung?

Abhängig vom Grad der Pflegebedürftigkeit und von der Dauer des Heimaufenthalts erhalten Pflegebedürftige seit Januar 2022 einen Leistungszuschlag. Dieser wird auf die Pflege- und Ausbildungskosten gewährt, die für den Heimplatz anfallen. Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und seinen Anteil an den Investitionskosten muss der Heimbewohner jedoch selber tragen. Wer als Pflegefall nicht sein komplettes Vermögen aufzehren möchte, sollte deshalb rechtzeitig über eine private Pflegezusatzversicherung nachdenken.

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Private Pflegeversicherung zunehmend gefragt

Rund 3,77 Millionen Menschen in Deutschland haben das laut Statistik des Verbandes der Privaten Krankenversicherung schon getan (Stand: Ende 2019; neuere Zahlen nicht verfügbar). Im Pflegefall erhalten Sie aus dieser Versicherung dann entweder ein zusätzliches Pflegegeld oder einen prozentualen Zuschuss zu den von der gesetzlichen Versicherung nicht abgedeckten Pflegekosten. Die private Pflegeversicherung zahlt wie die gesetzliche allerdings erst dann, wenn der Pflegebedarf offiziell bestätigt wurde und die gesetzliche Pflegekasse bereits Leistungen erbringt.

Der staatliche Leistungszuschlag auf die Pflege- und Ausbildungskosten beträgt

  • 5 Prozent des Eigenanteils an den Pflegekosten im ersten Jahr,
  • 25 Prozent des Eigenanteils im zweiten Jahr,
  • 45 Prozent des Eigenanteils im dritten Jahr und
  • 70 Prozent des Eigenanteils für alle längeren Zeiträume.

Diese Summen gelten allerdings nur für eine vollstationäre Pflege, bei häuslicher Pflege liegen die staatlichen Zulagen deutlich niedriger.

Ähnlich wie bei privaten Krankenzusatzversicherungen gilt auch bei der privaten Pflegeversicherung: Je jünger Sie abschließen, desto niedriger die Prämie. Wer bereits eine lange Krankengeschichte aufweist, hat es deshalb oft nicht einfach, überhaupt eine bezahlbare Versicherung zu finden.

 

 

Ein sorgfältiger Vergleich von privaten Pflegeversicherungen lohnt sich

Eine Ausnahme gibt es jedoch: Seit Anfang 2013 sind staatlich geförderte Pflegetagegeld-Versicherungen auf dem Markt, die nach dem ehemaligen Gesundheitsminister Daniel Bahr auch als „Pflege-Bahr“ bezeichnet werden. Hier dürfen die Gesellschaften unabhängig von der Krankenakte keinen Kunden ablehnen. Wer in so einen Vertrag mindestens 120 Euro jährlich einzahlt, erhält vom Staat einen Zuschuss von 60 Euro. Mitte 2018 (aktuellere Zahlen nicht verfügbar) hatten rund 850.000 Menschen einen solchen geförderten Vertrag abgeschlossen. Verbraucherschützer kritisieren allerdings, dass die Förder-Policen oft ein ungünstiges Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Sie raten dringend dazu, auch nichtgeförderte Produkte in einen sorgfältigen Vergleich mit einzubeziehen. Für die Ausgestaltung einer privaten Pflegeversicherung gibt es ganz unterschiedliche Varianten.

 

Tipp

Wenn Sie voraussichtlich von Angehörigen oder Bekannten gepflegt werden, entscheiden Sie sich am besten für einen Pflegegeldtarif.

 

Zusatzleistungen privater Pflegeversicherungen im Überblick

  • Pflegetagegeldversicherung:
    Bei diesen Policen erhalten Sie als Pflegebedürftiger pro Tag einen festgelegten Betrag, beispielsweise 60 Euro in Pflegegrad 3. In PG1 und 2 – also bei einem leichten Pflegefall – wird hingegen nur ein Anteil davon ausgezahlt. Sinnvoll ist zudem ein Inflationsausgleich. Das heißt, der Versicherer erhöht regelmäßig den vereinbarten Tagessatz. Damit steigt allerdings auch der Beitrag. Das Pflegetagegeld können Sie frei und ohne Kostennachweis verwenden. Wo und von wem Sie gepflegt werden, spielt dabei keine Rolle. Die Police ist sinnvoll, wenn Sie über ein sicheres Einkommen verfügen und den Vertrag nicht aus Kostengründen vorzeitig aufgeben müssen.
  • Pflegekostenversicherung:
    Diese Zusatzversicherung beteiligt sich nur an den nachgewiesenen Pflegekosten und hier auch nur an den Leistungen aus dem Katalog der gesetzlichen Pflegeversicherung. Bleibt hier nach Leistung aus der gesetzlichen Kasse noch ein Betrag offen, schließt die private Pflegeversicherung die Lücke bis zum vereinbarten Prozentsatz (z. B. 80 Prozent der Restkosten). Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung im Heim, für eine private Haushaltshilfe oder für private Gesellschaft (Vorlesen, Spielen, Spazierengehen) deckt die Police aber nicht ab. Wer zu Hause von Angehörigen gepflegt wird, erhält zudem deutlich weniger Geld als jemand, der einen Pflegedienst engagiert.
  • Pflegerentenversicherung:
    Diese Variante wird in der Regel ergänzend zur klassischen Lebens- oder Rentenversicherung angeboten und funktioniert ähnlich. Die Höhe der Auszahlung wird in der Regel beim Vertragsabschluss festgelegt. Tritt der Pflegefall ein, zahlt die Versicherung dann eine monatliche Rente. Im Vergleich zur Tagegeldversicherung sind Pflegerentenversicherungen deutlich teurer. Allerdings bieten sie die Möglichkeit, mit dem Beitrag eine Zeit lang auszusetzen oder vorzeitig auszusteigen, ohne den kompletten Schutz zu verlieren.

Eine private Pflegeversicherung lohnt sich somit vor allem für Menschen, die im Alter daheim gepflegt werden möchten. Um auch seine Angehörigen vor einer eventuellen finanziellen Belastung zu schützen, macht der Abschluss einer privaten Pflegeversicherung dann durchaus Sinn. Wer im Alter ohnehin über genügend Eigenkapital verfügt, für den ist eine private Pflegeversicherung eher optional.