Vieles verteuert sich – nicht nur die Energiepreise steigen, beim Kauf von Nahrungsmitteln und anderen alltäglichen Gütern müssen Verbraucher heute tiefer in die Tasche greifen. Die Inflationsrate in Deutschland pendelte sich im Januar 2022 auf knapp unter fünf Prozent ein. Obwohl die Inflation derzeit weniger rasant voranschreitet, bleibt sie dennoch auf einem hohen Niveau. Für selbstständige Unternehmer und Freiberufler ergeben sich daraus einige Risiken – aber auch Chancen.
Steigende Inflation – das sollten Selbstständige wissen
Was ist Inflation?
Kurz gesagt: Bei einer Inflation gehen die Preise nach oben, gleichzeitig sinkt die Kaufkraft pro Geldeinheit. Für Ihren Euro bekommen Sie aufgrund der Geldentwertung also weniger. Nicht zu verwechseln ist die Inflation mit saisonalen Preisschwankungen – so sind beispielsweise die Kosten für Fernreisen während der Ferienzeit am höchsten. Wie sich die Preise durchschnittlich entwickeln, diese Frage klärt das Statistische Bundesamt anhand des Verbraucherpreisindex (VPI): Der „Warenkorb“ enthält verschiedene typische Güter, darunter Bekleidung, Mieten, Reparaturen und Lebensmittel. Soweit zur Theorie.
Steigende Verbraucherpreise sorgen aktuell weltweit für Schlagzeilen. Tatsächlich ist eine Teuerung allerdings nicht per se ein Grund zur Beunruhigung. Sie ahnen es wahrscheinlich bereits: Es kommt immer auf das Maß an – sprich: die Inflationsrate. Inflation gilt als Motor der Wirtschaft. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt daher im Euroraum mittelfristig eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Die Inflation lag in Deutschland in den vergangenen Jahren jedoch über diesem geldpolitischen Ziel: Vor allem hohe Energiepreise für Heizöl und Kraftstoffe befeuerten die Inflationsrate.
Welche Auswirkungen hat die Inflation auf mein Business?
Als selbstständiger Unternehmer spüren Sie das Preisplus bei Verbrauchsgütern wahrscheinlich nicht nur privat im Supermarkt. Eine erhöhte Inflationsrate macht sich auch in der Wirtschaftswelt bemerkbar: Angenommen, Sie sind Selbstständiger mit einer kleinen Baufirma oder einer Kfz-Werkstatt. Für Rohstoffe wie Bauholz und Dämmmaterialien müssen Handwerker heute wesentlich mehr zahlen. Auch Autoersatzteile haben sich enorm verteuert. Damit schrumpft Ihre Gewinnmarge, sofern Sie weiterhin die gleichen Preise verlangen. Die hohe Inflationsrate bringt außerdem Freiberufler in die Bredoullie, die ihr Honorar bei laufenden Verträgen nicht schnell genug anpassen können. Indes agieren Ihre Kunden möglicherweise aufgrund der wirtschaftlichen Situation verunsichert und kaufen weniger bei Ihnen ein. Deshalb ist es für Selbstständige und Freiberufliche empfehlenswert, steigende Verbraucherpreise bereits im Businessplan zu berücksichtigen – und dafür passende Strategien zu entwickeln.
Investitionen während der Inflation – ja oder nein?
Bei einer Inflation verlieren Ihre Cash-Reserven stetig an Wert. Da denken Sie vielleicht nicht im ersten Moment ans Investieren. Das sollten Sie aber: Denn indem Sie Ihr Geld für sinnvolle Investitionen nutzen, steigern Sie die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens. Beispielsweise können Sie den Relaunch Ihrer Webseite endlich angehen, den Sie schon länger planen. Machen Sie sich außerdem Gedanken, welche größeren Anschaffungen Sie für die Zukunft geplant haben – und ob sich diese eventuell vorziehen lassen. Auf dem Sparkonto kann Ihr Kapital nicht für Sie „arbeiten“, durch die Inflation verliert es vielmehr jeden Tag an Wert. Deshalb kann es sich lohnen, das Geld gerade jetzt zu investieren.
Tipp
Business-Kredite sind nach wie vor günstig. Mit einem Kredit können Sie langfristig planen, wichtige Investionen realisieren und Ihre berufliche Existenz schützen.
Krisenplan aktivieren und Kosten senken
Jede Firma hat Betriebsausgaben, hinzu kommen die individuellen Lebenshaltungskosten. Wenn sich Ihre Kosten infolge der Inflation merklich erhöhen, bleibt Ihnen bei gleichen Einkünften am Monatsende letztlich weniger Geld. Deswegen kann es notwendig sein, in den Krisenmodus zu schalten und Ausgaben zu reduzieren. Viele Unternehmen haben bereits pandemiebedingt ihr Krisenmanagement optimiert – diese Erkenntnisse und Tipps können Ihnen auch dabei helfen, einer anhaltend hohen Inflation zu trotzen und Ihr Business zu stärken.
Preise und Stundensätze neu kalkulieren
Für Freelancer und Selbstständige zählt oftmals jeder verdiente Euro. Eine Kostenreduktion allein reicht meist nicht als einzige Lösung aus, um gestiegene Ausgaben auszugleichen. Es muss außerdem mehr Geld hereinkommen. Nun können Sie sich dazu entscheiden, mehr Aufträge anzunehmen und Nachtschichten zu schieben. Eine nachhaltigere Lösung dürfte es allerdings für Ihr Unternehmen sein, wenn Sie die Preise an die Teuerung anpassen. Die Inflationsrate ist ein relevanter Faktor für Preisverhandlungen mit Geschäftspartnern und Kunden. Kalkulieren Sie daher Ihre Kosten und verschaffen Sie sich einen guten Überblick, welcher Stundensatz unter dem Strich für Sie herausspringen sollte.
Die Inflation bietet damit also auch Chancen für Ihre Selbstständigkeit: Denn es kann nicht schaden, den eigenen Businessplan hin und wieder unter die Lupe zu nehmen. Durch neue Preisstrategien – wie zum Beispiel individuelle Leistungspakete – können Sie womöglich neue Kunden hinzugewinnen und Ihre Umsätze steigern.
Altersvorsorge für Selbstständige
Wenn die Preise anziehen und die Kaufkraft Ihres Geldes abnimmt, hat dies vielfältige Auswirkungen – und zwar auch auf Ihre finanzielle Absicherung im Alter. Vergessen Sie daher nicht das Thema Altersvorsorge. Inflation schmälert den Wert Ihrer Ersparnisse. Aus diesem Grund sollten Sie Ihr Geld so investieren, dass die Rendite langfristig über der Teuerungsrate liegt. Um einen schleichenden Vermögensverlust zu vermeiden, bieten sich unter anderem Sachwerte und Wertpapiere im Business-Depot an.
Preise erhöhen als Selbstständiger – 3 Tipps
Mit der Inflation wird alles teurer – da erscheint es nur logisch, als Selbstständiger für Dienstleistungen bzw. Waren mehr Geld zu verlangen. Doch Preiserhöhungen sind immer eine heikle Angelegenheit. Viele Unternehmer scheuen sich davor und schieben das Thema lieber auf die lange Bank. Sicherlich riskieren Sie, dass Kunden abspringen und Ihnen Umsätze entgehen. Gleichwohl sollten Sie sich klarmachen: Wenn Sie Ihre Arbeit unter Wert verkaufen, können Sie langfristig kaum profitabel wirtschaften.
Deshalb ist es für Ihr Business wichtig, dass Sie die Inflationsrate im Blick behalten – und Preiserhöhung strategisch angehen. Dabei helfen Ihnen diese Tipps:
- Nehmen Sie den Taschenrechner zur Hand und überlegen Sie, welches Preisplus nötig ist. Dabei geht es beispielsweise darum, gestiegene Kosten zu kompensieren oder den Profit zu steigern. Kalkulieren Sie nicht zu knapp. Dann müssen Sie nicht ein halbes Jahr später schon wieder an der Preisschraube drehen.
- Kommunizieren Sie den Preisanstieg frühzeitig mehrere Monate im Voraus. Damit signalisieren Sie Ihren Auftraggebern gegenüber Wertschätzung, trotz der weniger guten Nachrichten. Ihre Kunden fühlen sich außerdem nicht überrumpelt und haben die Möglichkeit, ggfs. ihr Budget zu justieren.
- Bereiten Sie sich detailliert auf Preisverhandlungen vor. Stellen Sie dazu Recherchen an und schauen Sie nach, welche Preise die Konkurrenz verlangt. Konzentrieren Sie sich darüber hinaus auf mögliche Einwände und haben Sie freundliche Antworten darauf parat. Behalten Sie in Gesprächen auf jeden Fall immer Ihr Mindesthonorar im Hinterkopf.