In guten Zeiten
für schlechtere vorsorgen
Für Finanzchefs ist es also höchste Zeit, aktiv zu werden. Experten raten Unternehmen, ihre Finanzierungsstruktur möglichst dann zu optimieren, wenn die Bonität gut ist. Derzeit ist das bei vielen Firmen der Fall. Laut KfW-Mittelstandspanel lag die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand zuletzt bei rund 30 Prozent. Beste Voraussetzungen also, sich um eine langfristige Liquiditätssicherung zu kümmern.
Was bleibt, ist die Frage, welche Finanzierungsinstrumente dafür am besten geeignet sind. Natürlich ist hier stets ein genauer Blick auf die individuelle Ausgangslage eines jeden Unternehmens unverzichtbar.
„Aus unserer langjährigen engen Zusammenarbeit mit dem deutschen Mittelstand wissen wir, woran es oft hapert: In wirtschaftlich guten Zeiten wird eine Vielzahl bilateraler Finanzierungen mit den unterschiedlichsten Partnern abgeschlossen. Das geht häufig lange gut, führt aber zu teils komplexen Finanzierungsstrukturen, die – sobald das Geschäftsumfeld wieder etwas rauer wird – viele Unternehmen hemmen, da sie auf die neuen Herausforderungen nicht flexibel genug reagieren können“, sagt Volker Jacobi, Bereichsleiter für strukturierte und syndizierte Finanzierungen bei der Postbank.
Laut der Untersuchung „Corporate Banking 2020“ von Roland Berger liegt die durchschnittliche Zahl von Banken, mit denen Mittelständler Finanzierungen realisieren, aktuell zwischen drei und fünf. Häufige Folgen: eine Vielfalt von Kreditkonditionen, schlecht abgestimmte Laufzeiten und unterschiedlichste Besicherungen.
„Eine der wichtigsten Hausaufgaben, die Mittelständler jetzt schleunigst machen sollten, ist eine umfassende Analyse ihrer Finanzierungsstruktur“, empfiehlt Jacobi.
Den Finanzierungsknoten zerschlagen
Die gute Nachricht lautet: Solche Finanzierungsknoten lassen sich zerschlagen. Und genau hier kommen Konsortialfinanzierungen (oder auch syndizierte Finanzierungen) als flexible Möglichkeit ins Spiel. Unternehmen durchlaufen dafür in der Regel einen alle Finanzierungen strukturierenden Prozess. In dem wird der Knoten durchtrennt und seine Enden werden sauber und übersichtlich zu einer transparenten, langfristig tragfähigen neuen Finanzierung gebündelt.
Die neue Transparenz hat viele Vorteile. Zinstragende Finanzierungsquellen wie Bankkredite, Leasing- oder auch Factoring-Kontrakte werden für das Unternehmen in Einklang gebracht. Sicherheiten werden optimal genutzt. Kommunikationsaufwände werden deutlich reduziert.
Der Lead Arranger übernimmt die Strukturierung
Eine Bank übernimmt dabei als sog. Lead Arranger stets die Führungsrolle. Sie sucht und verhandelt im Auftrag des Unternehmens mit ausgewählten Instituten, um das passende Bankenkonsortium zu bilden, und steht als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung. In der Regel ist dieser Prozess nach zwei bis drei Monaten abgeschlossen. Ein lohnendes Investment: Bei Laufzeiten von drei und auch mehr Jahren können Unternehmen ihre Finanzierungsfragen mittel- und langfristig sicher beantworten. Auf neue Herausforderungen lässt sich so effektiv und rasch reagieren.
„Konsortialkredite bestehen üblicherweise aus einem Betriebsmittelrahmen (Kontokorrent) und einem Sockelbetrag, der sukzessive abgerufen werden kann. Das sorgt für Flexibilität, wie sie etwa ein Schuldscheindarlehen nicht bieten kann“, erläutert Postbank Finanzierungsexperte Jacobi.
Und es spart häufig auch noch Geld, weil Mittelständler enorme Effizienzpotenziale heben können.