Mehr als 800.000 Menschen sind seit dem Angriff Russlands am 24. Februar bis Ende Mai aus der Ukraine nach Deutschland geflohen und haben sich im deutschen Ausländerzentralregister registrieren lassen. Das geht aus einer Auswertung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hervor. Die tatsächliche Zahl dürfte noch höher sein, denn es gibt für Ukrainer keine Verpflichtung, sich registrieren zu lassen. In einer Befragung des Bundesministeriums des Innern gaben 92 Prozent der Geflüchteten an, dass sie in ihrer Heimat berufstätig oder in Ausbildung waren. Rund die Hälfte der Befragten kann sich demnach eine Erwerbstätigkeit in Deutschland vorstellen.
Bei allen Schrecken des Krieges dürfte das die Personalverantwortlichen in vielen deutschen Unternehmen freuen. Denn sie suchen händeringend neue Mitarbeitende. Die wenn auch zum Teil zeitlich begrenzte Zuwanderung aus der Ukraine könnte dabei helfen, dem aktuellen Fachkräftemangel zum Beispiel im Handwerk, in technischen und medizinischen Berufen oder in Dienstleistungsbereichen wie der Gastronomie entgegenzuwirken. In Zahlen: Laut dem KfW-ifo-Fachkräftebarometer vom Mai 2022 sehen 44 Prozent aller Unternehmen ihr Business durch den Fachkräftemangel beeinträchtigt. Damit sind fehlende Fachkräfte wieder zu einem weitaus häufigeren Produktionshemmnis geworden als vor der Corona-Pandemie. Und auch Auszubildende sind aktuell Mangelware: Davon zeugen die vielen Tausend Ausbildungsplätze, die in Deutschland bislang nicht besetzt werden konnten.