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Postbank
 
4. November 2022
Märkte am Morgen
 
 
 
 
 
Sehr geehrte Damen und Herren, 

zwei taubenhafte Überraschungen seitens der Bank of England (siehe weiter unten) und der Notenbank Norwegens (mehr darüber am Montag) lieferten gestern einen starken Kontrast zu der sehr falkenhaften Pressekonferenz des Fed-Gouverneurs Jerome Powell vom Vortag. Die Märkte standen jedoch weiterhin im Bann der Zinsansage des Fed-Chefs, was steigende Renditen, purzelnde Aktienkurse (kleiner Spoiler: die Kurse in Asien zeigen sich jedoch teils in Hochform) und einen festen US-Dollar mit sich brachte.  

Die Renditen bewegten sich gestern ordentlich aufwärts, kamen aber nach Handelsschluss in Europa in den USA etwas zurück. Zweijährige Bundesanleihen rentierten am Abend bei 2,07 Prozent (+12 b.p.), zehnjährige mit 2,24 Prozent (+11 b.p.); zwei, zehn- und dreißigjährige US-Treasuries heute Morgen aktuell bei 4,70 (+8 b.p.; das Hoch lag bei 4,74 Prozent), 4,13 (+3 b.p.) bzw. 4,19 (+5 b.p.) Prozent. In Italien rentierten die zweijährigen BTPs bei 2,77 (+9 b.p.) und die zehnjährigen bei 4,40 (+12 b.p.) Prozent. Um 14 Basispunkte stiegen die Renditen der 30-jährigen britischen Gilts, nachdem die Bank of England doch ein ganzes Stück taubenhafter als erwartet rüber kam.

Der Ein-Monats-Kontrakt für Erdgas an der niederländischen Börse (TTF) sank von 134 Euro/MWh auf 124 Euro/MWh. Der an der Energiebörse EEX gehandelte Kontrakt zur Lieferung von Strom in Deutschland mit Fälligkeit in einem Jahr verteuerte sich zunächst moderat von 375 auf 390 Euro/MWh, fiel dann aber wieder zurück auf 375 Euro/MWh.

Die Ölpreise notieren moderat höher als gestern um diese Zeit. Die Industriemetallpreise geben jedoch in der Mehrzahl nach, insbesondere Nickel, das sich um mehr als fünf Prozent verbilligt. Die Goldpreise wiederum erfreuen sich moderater Kursgewinne.   

An den Währungsmärkten wertete der US-Dollar im Nachgang der Fed-Sitzung weiter auf, zum Euro rund 0,5 Prozent. Während der Renminbi heute Morgen ebenfalls zulegt, rutschte das Pfund Sterling nach der Bank of England-Sitzung deutlich ab.

 
 
Was heute wichtig wird
 
 
09.00 Uhr, Deutschland | Auftragseingang Industrie, September (Erw. −0,5 % mom.; Vm. −2,4 %)
 
 
12.00 Uhr, Eurozone | Produzentenpreise, September (Erw. +42 % yoy.; Vm. +43,3 %)
 
 
14.30 Uhr, USA | Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft, Oktober (Erw. +200 Tsd.; Vm. +263 Tsd.)
 
 
14.30 Uhr, USA | Arbeitslosenquote, Oktober (Erw. 3,6 %; Vm. 3,5 %)
 
 
 
EUR/USD 0,976
US-Dienstleistungssektor kühlt sich ab

Im Oktober verzeichnete der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor in den USA einen Indexstand von 54,4 und somit 2,3 Prozentpunkten weniger als im September. Dies ist der niedrigste Wert seit Mai 2020, als der Index 45,2 Punkte verzeichnete. Volkswirte hatten im Vorhinein mit einem Rückgang auf 55,5 Punkte gerechnet. Der Index der Auftragseingänge lag bei 56,5 und damit 4,1 Punkte unter dem Septemberwert von 60,6. Nach fünf Monaten mit Rückgängen in Folge stieg der Preisindex im Oktober um zwei Punkte auf 70,7 Punkte – ein Indiz dafür, dass insbesondere die Kerninflationsrate weiter erhöht bleiben könnte.

Derweil sank die Arbeitslosenquote in der Eurozone von 6,7 Prozent im August auf 6,6 Prozent im September. Unter den größeren Mitgliedsstaaten in der Eurozone ging die Arbeitslosigkeit in Frankreich mit rund 60.000 am stärksten zurück, während sie in Deutschland, Italien und Spanien nahezu unverändert blieb. Spanien verzeichnet weiterhin mit 12,7 Prozent eine Arbeitslosenquote, die über dem Niveau anderer Länder liegt. Der Euro verlor gestern gegenüber dem US-Dollar an Wert und notierte unterhalb der Marke von 0,98. Unter anderem stützte die Aussicht auf einen höher als zuvor erwarteten Ziel-Leitzins in den USA den Greenback.

 
 
 
 
EUR/GBP 0,872
Bank of England sieht „Terminal Rate” unterhalb der Markterwartungen

Die Bank of England (BoE) erhöhte die Leitzinsen zwar entsprechend den Erwartungen mit dem größten Zinsschritt seit 33 Jahren um 75 Basispunkte auf nun drei Prozent. Gleichzeitig erklärte sie jedoch ungewöhnlich explizit, dass sie die Markterwartungen hinsichtlich des Ausmaßes zukünftiger Erhöhungen für deutlich zu hoch halte. Wenn man die Leitzinsen auf rund 4,75 Prozent erhöhen würde, wie vor der Sitzung an den Märkten eingepreist wurde, bzw. gar auf 5,25 Prozent, wie noch kürzlich angenommen wurde, hätte dies eine zweijährige Rezession zur Folge. Insgesamt würde das BIP in diesem Szenario um rund drei Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosenquote würde von 3,5 auf 6,4 Prozent klettern. Blieben die Leitzinsen nun bei drei Prozent, würde das BIP laut BoE dennoch um 1,7 Prozent bis Ende 2023 schrumpfen (mit nur einem einzigen Quartal, in dem es zum Vorquartal steigen würde) und die Arbeitslosenquote auf 5,1 Prozent ansteigen.

Das höhere Zinsniveau hat unter anderem für den Anstieg der Hypothekenzinsen auf das höchste Niveau seit 14 Jahren gesorgt. Die Bank of England schätzt, dass die Refinanzierung einer Hypothek in der durchschnittlichen Höhe von 130.000 Britischen Pfund einen Haushalt mit zusätzlichen Zinszahlungen in Höhe von 3.000 Britischen Pfund belastet. Etwa zwei Millionen Haushalte müssen eine Anschlussfinanzierung bis Ende 2023 abschließen. In der auf die Sitzung folgenden Pressekonferenz klang das Thema „Hypotheken“ immer wieder an.

Eine zentrale Frage für die BoE bleibt, ob die neue Regierung von Premier Rishi Sunak baldige Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen plant, was der Wirtschaft Geld entziehen und den Inflationsdruck dämpfen würde. Solche Maßnahmen würden die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen abschwächen. Näheres werden wir am 17. November erfahren. Die Märkte konzentrierten sich gestern auf die Botschaft der niedrigeren „Terminal Rate“, welche höhere Inflationsraten als zuvor geschätzt zur Folge haben könnte. Die Renditen 30-jähriger Gilts stiegen zwischenzeitlich um fast 20 Basispunkte an; das Pfund Sterling wertete zum Euro mehr als ein Prozent ab.

 
 
 
 
EUR/CHF 0,989
Inflation in der Schweiz bereits auf dem Rückzug

Die Inflation in der Schweiz fiel im Oktober stärker als vom Konsens mit 3,2 Prozent erwartet, nämlich von 3,3 Prozent im Vormonat auf drei Prozent. Dies ist der zweite Monat in Folge, in dem der Anstieg der Verbraucherpreise zum Vorjahresmonat unter dem Konsens lag, was darauf hindeutet, dass sich die Inflation nun in einem Abwärtstrend befinden könnte. Der Rückgang war teilweise auf die sinkende Energieinflation (von 24,1 auf 20,9 Prozent) zurückzuführen, aber auch die Kerninflation ging von 2 auf 1,8 Prozent zurück. Die relativ niedrige Inflationsrate der Schweiz ist dabei zum Teil auf das geringere Gewicht der Energiepreise im Verbraucherpreisindex zurückzuführen.

Unternehmensumfragen deuten darauf hin, dass die Inflation weiter sinken dürfte. So ist beispielsweise die Kaufpreiskomponente des Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Oktober stark gefallen. Dies stünde im Einklang damit, dass die Gesamtinflation zeitnah wieder unter die Null-bis-Zwei-Prozent-Definition der Notenbank SNB für Preisstabilität fällt. Während viele Analysten für die Eurozone vermuten, dass ein Rückgang des globalen Preisdrucks durch eine steigende Binneninflation ersetzt werden dürfte, bleibt der Binnenpreisdruck in der Schweiz sehr gering. Der inländische Inflationsindex des Statistischen Bundesamtes ist im Oktober leicht auf 1,7 Prozent gesunken.

Die SNB hat ihren Leitzins in diesem Jahr bis dato von minus 0,75 auf plus 0,5 Prozent angehoben, und eine weitere Straffung dürfte in den nächsten Monaten folgen. Angesichts der niedrigeren Inflationsrate der Schweiz muss die SNB die Zinsen jedoch nicht so weit anheben wie die EZB, weshalb der Leitzins deutlich unter dem der EZB verharren dürfte. Im Anschluss an die überraschend niedrige Inflationsrate gab der Schweizer Franken zum Euro jedoch nur geringfügig nach.

 
 
 
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